Heute: 07. Juni, 2025

Carolin Bock neue Vorsitzende des Filmfestvereins

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vor 2 Tagen

Da entfaltet sich wohl eine neue Zentralfigur im Kulturleben. Nebenbei ab 2027 noch in der Leitung des Schützentheaters, Schauspielausbildung in München (zusätzlich), Mitglied im DRAM (Dramatischen Verein, auch als Schauspielerin) und hauptberuflich Steuerberaterin. Wir wünschen Frau Bock alles Gute!

Die gut vernetzte Frauengruppe im Vorstand der Filmfestspiele (Butz – Festivalleitung, Bock – Vorstand, Föhr – Presse, Weing – 2. Vorstand und (neu) Robenek – Sekretariat und mehr) darf mit ihren zwei Männekens (Birkenmayer – Schriftführer und Weber (neu) – Kassier) erstmal auch die Rücklagen reduzieren. Ein Muss. Das Wirtschaftsministerium (MFG – Medien und Filmgesellschaft BaWü) erlaubt nur bis etwa 30 000 Euro Rücklagen des Filmfestvereins, sonst ist es mit der Förderung vorbei. Gegenwärtig hat man aber über 90 000 Euro beim Filmfestverein auf der hohen Kante. Deutlich zu viel. Bedeutet man will 60 000 Euro der Rücklagen sozusagen beim Festival 2025 auf den Kopf hauen. Sonst gibt es in Zukunft keine Zuschüsse mehr.

Der Zustand ist überraschenderweise nicht neu. Eine ähnliche Situation gabs bereits vor ein paar Jahren, und der Vorstand musste damals ebenfalls die Rücklagen deutlich reduzieren. Allerdings gabs dann im Nachklapp Vorwürfe der Vorstand hätte damals praktisch unverhältnismäßig viel Geld ausgegeben. Nach den Gründen fragte offenbar niemand. Erinnern wir uns an das Filmfest 2023 – da wurde sogar kolportiert der Verein sei kurz vor der Pleite. Nachdem aber letztes Jahr „nur“ 12 000 Euro Überschuss erwirtschaftet wurden (also 2024) können die Jahre vorher nicht sooo katastrophal gewesen sein, denn über 75 000 Euro Rücklagen gegenüber „Pleite“ – irgendwie geht das nicht so richtig auf. Überhaupt kann man nur wünschen, dass die Fahrwasser des Vereins sich beruhigen und beständiger werden.

Was sich ändern wird: Eine zusätzliche Werbeagentur wird beauftragt im Profisegment die Biberacher Filmfestspiele bekannter zu machen.- Wobei sie bekannt sind, ggf. geht es um „attraktiver“ zu machen. Angesichts einer Auslastung der vergangenen beiden Jahre irgendwo zwischen 8 000 und 10 000 Kartenverkäufen (nah an der Auslastungsgrenze) ist die Frage ob das wirklich Zusatznutzen bringt. Seit etwa dem Jahr 2000 ist das Festival zunehmend ein reines Publikumsfestival und nicht mehr ein Familienfestival der Filmemacher.

Wo ist der Unterschied? Ursprünglich war Biberach bis in die Mitte der 90er Jahre auch ein Erprobungs- und Präsentationsfeld für noch junge unbekannte Filmemacher die noch keinen Verleih hatten. Verleiher kamen um zu sehen was da vielleicht unter Vertrag genommen werden, was sich lohnen könnte. Ein Festival (nicht nur in Biberach) hatte auch einen Marktwert, war Handelsplatz in Ermangelung anderer Möglichkeiten. Mit Beginn der digitalen Filmaufzeichnung und dem digitalen Austausch ab etwa 1996 verlor dieser Aspekt immer mehr an Bedeutung. Was als Familienfest von Adrian Kutter eingeführt und etabliert worden war verlor zwar lange unter seiner Intendanz trotzdem nicht an Charme, war aber im Sinne eines notwendigen Marktplatzes zunehmend nicht mehr so wichtig. Spätestens ab Anfang der 2000er Jahre wurde aus dem Familienfest ein Publikumsfest. Der Anteil von reinen Konsumenten und Besuchern von „sehen und gesehen werden“ nahm deutlich zu. Philipp Käßbohrer (BTF) betrachtet die Entwicklung der Filmfestspiele ähnlich. Im Gespräch mit Gaspard ging es um die Einführung von Panels und Workshops oder speziellen Serien bei den Biberacher Filmfestspielen – auch um ein jüngeres Publikum zu erreichen.

Die Ausgaben für die Intendanz für 2024 lagen bei rund 45 000 Euro und wachsen auf rund 56 000, große Anteile haben die Werbekosten fürs Festival und Reise- bzw. Übernachtungskosten für die Filmemacher. Das Gesamtbudget der Filmfestspiele liegt bei rund 300 000 Euro.

(Eine ursprüngliche Version des Artikels wurde in Folge einer technischen Panne gelöscht)

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