Heute: 13. Juni, 2025

Kultur ist ein Standortvorteil

Jazz BIG Band 1986 (ChatGPT)
von
vor 2 Tagen

…und: Nein bei Kultur geht es letzten Endes nicht nur um Geld, sondern eben um Kultur. Kultur führt Menschen zusammen, bildet und erweitert den Horizont für Lösungen, macht Städte attraktiv für Arbeitende. Kultur kostet nicht nur, sondern bringt Gewinn. Auch wenn der eben nicht unbedingt eine monetäre Geschichte ist. Solange natürlich die Mehrheit glaubt, dass sowohl Verwaltung, als auch Parkplätze und Aktienpakete besser verdaulich und wirtschaftlicher sind, ist auch in Biberach kaum ein neuer Christoph Martin Wieland zu erwarten…

Was unterscheidet – trotz schrecklicher Entwicklungen – amerikanische Städte in der Krise von oberschwäbischem Kleingeist? Nehmen wir das Beispiel Innenstadtverödung. Da gibt es tatsächlich Konzepte, die völlig anders zur Innenstadtbelebung führen. Hierzulande setzt man da auf Konzepte wie Frei Räume, oder Besichtigungen und Bewerbungen bis zum Umfallen. Auch Fotobeklebungen sind ein Mittel der Wahl. Tatsächlich gibt es Großstädte in den USA (und wirklich nicht Vieles in den Staaten ist vorbildlich oder funktioniert) in denen Mieten von leerstehenden Läden ganz anders abgerechnet werden als hierzulande, nämlich prozentual nach Umsatz. Heißt, wenn da einer ein Geschäft aufmachen will, ist es wesentlich einfacher in Hinsicht auf Risiko: Null Umsatz = null Miete. Viel Umsatz = hohe Miete. Das mag auf Dauer nicht unbedingt die Lösung sein, ist und war aber ganz augenscheinlich in der ein oder anderen amerikanischen Großstadt (Namen der Redaktion bekannt) recht erfolgreich zur Belebung verödeter Einkaufsbereiche.

Nun wird also mal wieder die Tontechnik unter anderem in der Stadthalle modernisiert. Symptomatisch. Es ist schon ein Phänomen: Alle die meinen, dass Technik allein die Kultur und oder Performance verbessern würde, vermehren sich in den vergangenen Jahren exorbitant. Halten wir mal kurz inne und versuchen uns zu vergegenwärtigen (unter Vorbehalt dass die Zeitangaben etwas ungenau sind):

  1. Die Stadthallentontechnik wurde vor rund 15 Jahren – noch unter Klaus Buchmann – für rund eine Million Euro aktualisiert. Dem Vernehmen nach, nach mehreren sehr sehr teuren Rehearsals.
  2. Mischpulte (digital) sind in den vergangenen 15 Jahren nicht essentiell verbessert worden – weder im Handling noch in der Qualität. Gute Mischpulte (sogar analog) aus den 80er Jahren werden teils von Tontechnikergrößen (auch alte Neve Pulte z.B.) wie Alan Parsons bis heute gehyped.
  3. Mikrofone wie Sennheiser 421, 441 oder Neumannteile (heute auch Sennheiser) oder aber eine Reihe von Shure (SM58 und Konsorten), AKG oder EV (Elephant R27, bei Böhmermann regelmäßig im TV) werden nicht „schlecht“ oder „alt“, trotz Entwicklungen (z.B. Sennheiser 421) in den 60er Jahren (!) werden sie bis heute neu gebaut und oft – lediglich immer teurer.
  4. Relativ moderne Lautsprecher Arrays (seit etwa 2000 üblich) sind bereits in der Stadthalle installiert. Oder geht es etwa heuer um eine Erweiterung auf surround Ton?

Soweit zur reinen Technik. Was also ist da „neu“ zu machen? Geht es um Kosmetik oder wirklichen Bedarf? Notwendigen Bedarf? Geht es um Bequemlichkeit, einfachere Handhabung? Ein weiterer Aspekt:

  1. Viele und vor allem hochkarätige Musiker setzen auf eigenes – mitgebrachtes Equipment. Zu groß die Gefahr, dass da was vor Ort nicht so funktioniert wie man möchte.
  2. Mischpulttechniker sind oft fester Bestandteil von Bands, dazu werden meist nicht die HaustechnikerInnen verpflichtet.
  3. Gegebenenfalls ist es deutlich günstiger etwas kurzfristig anzumieten, wenn tatsächlich was aktuell fehlt.

Und das wichtigste: Gute moderne Technik macht weder einen guten Auftritt, noch gute Musik oder guten Ton. Ja sie ist sogar nicht unbedingt die Voraussetzung für gute Kultur. Als kleiner Beleg für coole Performance 1986 – bei „mangelhafter“ (aus heutiger Sicht) Ausstattung der Stadthalle und völlig „altertümlicher“ Technik (39 Jahre…) ein Konzertmitschnitt der Biberacher JAZZ BIG BAND:

Biberacher Jazz Big Band Stadthalle Biberach 1986

Franz Ufo Albinger / Sepp Christ Saxophon / Heinz Schmid Sax / Jochen Feucht Sax / Uli Riller Alt /
Markus Mischke / Helmut Schmidberger / Ralf Bauer / Gerd Jahn / Roland Mensch / Steffen Welsmiller / Klaus Natterer / Jürgen Brausch / Thorsten Wollmann

Gitarre Fred Wiegräfe / Kontrabass Thomas Sikezdi / Gero Gellert Bass / Mathias Daneck Drums / Andy Hermann Keyb

FOH: Rolf Zaiscescu
Rec. Tonaufnahmen/Mix: Uli Stöckle (Analog 38cm/sec Halbspur Senkel – Ampex Studio Masterband)

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