Nun ist man ja hier immer ganz stolz drauf, dass man den European Energy Award in Gold für das Energiemanagement erhalten hat. Das bedeutet nun nicht unbedingt, dass man besonders umweltfreundlich ist, aber immerhin effizient. Effizient kann natürlich im weitesten Sinne und böse Zungen heißen möglichst effektiv möglichst viel Energie rauszuhauen. In diesem Sinne machen jüngste Entwicklungen natürlich besonders viel Sinn:
Am 19.9. – wir erinnern uns – war Kulturparcours in Biberach. Um die Örtlichkeiten in denen Kultur stattfindet eindeutig zu kennzeichnen wurden recht große Ballons aufgestellt, von innen beleuchtet und mit Gebläse befeuert. Diese Teile kennt man ähnlich auch von der langen Einkaufsnacht, da sind es nur keine Ballons sondern spitze zipfeldingsmützenähnliche Geräte. Die stehen dann an Geschäften die bei de langen Einkaufsnacht mitmachen. Das leuchtet nicht nur, das leuchtet ein: Der Biberacher ist ja nicht die hellste Leuchte auf einer oberschwäbischen Torte und dem muss man schon mit LICHT signalisieren wo was ist. Der findet sich ja ansonsten nicht zurecht (Vorsicht der Text enthält hier Spuren von Ironie!). Nüchtern betrachtet (ohne Alkohol oder ähnliche Drogen) muss man sich schon fragen was diese unselige Erfindung eigentlich soll. Sieht zwar nett aus ist aber absolut schwachsinnig, nur noch energetisch übertroffen von Heizpilzen. Jedenfalls hatten wir von diesen belüfteten Ballons (wahrscheinlich mit knapp 1 KW Strom pro Stunde und Ballon) reichlich in der Innenstadt und Stadthalle. Am 19.9. war übrigens auch Earth Night, weltweit wurde an diesem Tag (nur nicht in Biberach) auf die Umweltverschmutzung durch Licht hingewiesen. Man war dazu aufgerufen die Außenbeleuchtung für eine Nacht auszuschalten. Insekten und Tiere leiden unter Dauerlichtbestrahlung. Gehören belüftete, dröhnende und beleuchtete Lichtballons und Zipfelmützen zur Kategorie Außenbeleuchtung? Schwierig.
Ein Vorstoß von Oli Lukner und Günther Warth von der FDP in Richtung ständige Beleuchtung der Innenstadt durch die Giebelbeleuchtung gibt da eine neue Richtung vor: Dauerlicht auf dem Marktplatz jeden Tag, jeden Abend bis das Vinotheum zu macht… Wohnen die beiden am Marktplatz? Wohl weniger. Muss das wirklich sein? OK an Schützen, an Weihnachten von mir aus noch an einem besonderen Tag wie der superlangen Einkaufsnacht… Aber ansonsten? Warum soll die „normale“ Abendbeleuchtung nicht reichen? Müssen wir eigentlich mutwillig die Natur vollends kaputtleuchten? Strom raushauen um dann doch wieder auch von der FDP goutierte AKWs zu bauen um vermeintlich nötige Grundlast im Strombereich zu versorgen? Biberacher Hybris?
Es soll Menschen geben, die sich abends zu dem aufmachen, was gemeinhin als Schaufensterbummel bezeichnet wird. Wenn das abends in Biberach ist, bleibt nur der Bummel. Schaufenster sind dunkel.
Die weitaus meisten Einzelhändler haben vorm Haus oder in ihren Wohnräumen vielleicht selbst energiesparende Bewegungsmelder. Licht geht nur(!) an, wenn gebraucht. In einem Biberacher Schaufenster habe ich das noch nie gesehen oder erlebt: ich gehe vorbei und es wird hell, toll! Zusammen mit gut platzierten(!) LED-Leuchten wäre das doch ein energiesparender Knaller. Wenn es sein muss, sogar jedes Schaufenster extra.
Jetzt bin ich gespannt ….