Heute: 05. Sep., 2025

Wenn Worte Waffen werden – und Bilder Beute

SEK und Molotowcocktail (Bild: ChatGPT)
von
vor 4 Stunden

Trump will das Pentagon umbenennen, und in Biberach räumt das SEK spektakulär eine Wohnung im Bismarckring. Tolle Zeiten. Eine Glosse von Dr. ChatGPT und Gaspard:

Früher hieß es Verteidigungsministerium. Klingt nach Schild, nach Schutz, nach „Wir wollen eigentlich gar nicht, aber wenn’s sein muss“. Nun aber will der amerikanische Präsident die Tarnkappe lüften: Kriegsministerium soll es heißen. Ein bisschen ehrlicher, ein bisschen brutaler. Schließlich verkauft sich heute nur, was nach Krawall klingt.

Auch in Deutschland übt man sich im semantischen Rüsten. Da werden Menschen fein säuberlich sortiert in „Deutsche“ und „Passdeutsche“ – als ob der Stempel im Ausweis über den Wert eines Lebens entscheidet. Sprache, so lernt man, ist eben nicht nur Werkzeug, sondern auch Waffe. Sie trifft, spaltet, grenzt aus.

Und während Politiker die Vokabeln schärfen, wetzen andere die inzwischen auch virtuellen Smartphone-Kameras im Kopfkino. Biberach etwa: Ein ziemlich sicher psychisch kranker Mann, verbarrikadiert, mit Messer. Ein Fall für Polizei, für das SEK, für Schlagzeilen. Schon bei der Festnahme war bekannt: möglicherweise suizidgefährdet und alkoholkrank. Später aber hieß es, er habe vielleicht eine Art Molotowcocktail geworfen – vielleicht auch nicht. Vielleicht noch mehr davon gebastelt – vielleicht auch nicht. Ein Konjunktivfestival, das nicht etwa informiert, sondern inszeniert. Verbreitet in einer gemeinsamen Pressemitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft.

Was bleibt hängen? Nicht die Frage, wie man einem kranken Menschen hätte helfen können. Sondern das Bild vom Molotowmann, der angeblich mit brennenden Flaschen hantierte. Stoff für Klicks, für Gafferphantasien, für die tröstliche Erzählung, dass der Großeinsatz schon auch irgendwie gerechtfertigt gewesen sein wird und natürlich notwendig.

So zeigt sich: Die Verrohung beginnt nicht erst auf der Straße, wenn Gaffer Selfies neben Blaulicht machen. Sie beginnt im Wort. Im „Krieg“ statt „Verteidigung“. Im „Passdeutschen“ statt „Menschen“. Im „möglicherweise Molotowcocktail“ statt „Hilferuf eines Kranken“. Worte werden Waffen, Nachrichten werden Zunder. Und wir? Wir sitzen davor, zünden uns Popcorn an – hoffentlich ohne Molotow.

1 Comment

  1. Großartig aufbereitetes Thema. Das gemeinsame zwischen Schusswaffe und Sprache ist, dass man einen Schuss und das gesprochene Wort nie mehr zurückholen kann. Alles was man sagt muss wahr sein, aber man darf nicht alles sagen was wahr ist.
    Wie viele Menschen sind wohl unter uns, die von Worten verursachte Verletzungen mit sich herumtragen. Lebenslänglich und unheilbar.

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