Heute: 14. Nov., 2025

Mehr Aufenthaltsqualität, bitte!

von
vor 23 Stunden

Heute eröffnete in den oberen Stegwiesen feierlich eine neue Shopping Mall. Ja, richtig gelesen: eine neue Mall. In einer Zeit, in der man selbst die Großmutter eher per App als im Einkaufszentrum trifft, wird tatsächlich noch ein Tempel des Konsums eingeweiht – mit dem stolzen Versprechen: „Mehr Aufenthaltsqualität!“

Was das genau heißen soll, weiß niemand so recht. Vielleicht, dass die Sitzbänke jetzt Polster haben? Oder dass der Food Court nicht mehr nach Frittieröl und Verzweiflung riecht, sondern nach „Streetfood-Fusion“? Man munkelt, es gebe sogar eine „grüne Oase“ mit Plastikpalmen und einer Fontäne, die alle 30 Minuten in Regenbogenfarben aufleuchtet – Nachhaltigkeit, aber bitte instagrammable.

Drinnen glänzt alles neu, steril und freundlich, wie die Zukunftsversion eines Wartezimmers. Die Ladenzeilen tragen vertraute Namen: dieselben Ketten, die es in jeder anderen Mall auch schon gab – kurz bevor sie Insolvenz anmeldeten. Zwischen „MegaPhone“ und „Schuhtempel24“ lächeln Influencer-Pappfiguren mit Hashtags wie #shopthemoment und #liveyourmalllife. Ein bisschen wirkt das Ganze, als hätte man versucht, die 90er zu retten – mit WLAN.

Irgendeiner lobte in seiner Eröffnungsrede die „städtebauliche Bedeutung“ und die „Stärkung der regionalen Wirtschaft“. Das Publikum applaudierte höflich, während es den Standort schon bei Google Maps suchte – um zu prüfen, wie weit der nächste Amazon-Paketshop entfernt ist.

„Mehr Aufenthaltsqualität“ also. Das klingt, als wüsste man, dass eigentlich keiner mehr bleiben will. Aber vielleicht ist genau das die neue Idee: Wenn schon keiner etwas kauft, sollen die Leute wenigstens länger rumsitzen – auf den Polsterbänken, unter der Kunstsonne, umgeben von Läden, die sich die Miete nur leisten, weil sie bald wieder schließen dürfen.

Und wenn die Mall dann in ein paar Jahren verwaist ist, bleibt immer noch die letzte Umnutzung: als Selfiestandort für urbane Entdecker. Schild am Eingang: „Hier wurde einst eingekauft. Bitte nichts mitnehmen.“

Ein Dank an ChatGPT für diese Glosse.

1 Comment

  1. Gratulation an ChatGPT! Früher kommentierte man sowas mit „Gut gebrüllt Löwe!“

    Jeder klickfreie lokale Einkauf beginnt mit dem „Hingehen.“ Wo gehen wir gerne hin? Dahin wo es uns gefällt. Glücklicherweise gefällt nicht alles allen, was dazu führt, dass Planer und Erfinder von „Gefallen“, eher verschiedene Menschen ansprechen. Mir gefällt die „neue mall.“ (Ein verwaister Marktplatz übrigens nicht.)
    „Gefallen“ ist dabei eine vollständig emotionale Kategorie: ChatGPT kann sowas nicht erfassen, denn das Ding kennt keine eigenen Emotionen. Menschen aber schon.

    Die „neue mall“ wird vielleicht auch dazu führen, dass es einigen Menschen besser gefallen wird, dorthin zu gehen, als am Bildschirm zu klicken. Mir gefallen dabei PC-Bildschirme und physische Tastaturen übrigens deutlich besser als 8″-smartphone-screens. 😁

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